„MODERNES ARBEITEN: ARBEITGEBER MÜSSEN SICH AUF NEUE REALITÄTEN EINSTELLEN“ - Ein Interview mit Sedus

Die Sedus Stoll AG wurde 1871 in Dogern, Baden-Württemberg, gegründet und zählt heute zu den führenden europäischen Herstellern für Büroeinrichtungen und Arbeitsplatzkonzepten. Das Unternehmen bietet Sitzmöbel, wie Drehund Besucherstühle, Konferenz- sowie Büromöbel – alles „Made in Germany“.

 

 

Höll: Wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus?

sedus: Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelten von Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in kürzester Zeit auf den Kopf gestellt. Das klassische Büro verlagerte sich ganz nach Hause oder wurde nur noch in Wechseldienst besucht. Was bleibt davon nach der Pandemie bestehen? Umfragen wie die Konstanzer Home Office Studie (Universität Konstanz, 2020) zeigen, dass viele Mitarbeitende auch in Zukunft weiterhin im Homeoffice arbeiten möchten. Was müssen Büros jetzt bieten, dass sie wieder attraktiv sind?

Trends und Entwicklungen, die bereits vor der Pandemie im Gange waren, haben sich beschleunigt und wurden schneller sichtbar. So auch das hybride Arbeitsplatzmodell. Die Mischung zwischen mobilem Arbeiten und Arbeiten im Büro gehört heute für viele Unternehmen zum Alltag. Arbeitgeber müssen sich auf diese neue Realität einstellen, damit die Mitarbeiter zufrieden sind und auch neue Talente gewonnen werden können. Zusätzlich zur Etablierung einer neuen Arbeitskultur und eines Führungswandels sind ganz neue Arten von Räumlichkeiten gefragt. Das Büro wird zu einem sozialen Ort der Begegnung. Es geht darum, gemeinsam zu lernen, zu entscheiden, Ideen zu generieren und Lösungen zu erarbeiten. Ein funktional und effektiv gestaltetes Umfeld, eine qualitativ hochwertige Einrichtung und effiziente digitale Instrumente leisten einen effizienten Beitrag, das Büro neu in den Fokus zu rücken. Die Erfahrungen des Arbeitens von Hause aus haben uns gezeigt, dass viele Tätigkeiten auch effektiv auf Distanz durchgeführt werden können. Das Büro soll somit mehr bieten als der Arbeitsplatz zuhause. Es geht zudem auch um hygienische Sicherheit. Die Distanz zwischen Möbel und die Flächenbelegung ist ganz neu zu denken. Ergonomische Arbeitsplätze und vielfältige Arbeitsumgebungen schaffen zusätzliche Anreize, in Bewegung zu bleiben und somit auch die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. Kurzum: Das Büro vielfältiger, interessanter, flexibler, intelligenter, offener und hochwertiger.

Höll: Welche neuen Anforderungen müssen die Büros der Zukunft erfüllen? Wie können diese umgesetzt werden?

Sedus: Die Zeit in der wir leben wird gerne mit dem Akronym VUKA bezeichnet. V = Volatilität, U = Unsicherheit, K = Komplexität und A = Ambiguität Die Fähigkeiten die gefragt sind diesen zu begegnen sind: V = Vision, U = Umsichtigkeit, K = Klarheit, A = Agilität In diesem Sinne geht es bei der Einrichtung von Büros darum, mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bzw. Agilität abbilden zu können. Wenn Rahmenbedingungen und Nutzerbedürfnisse sich ändern, müssen Einrichtungen und Möbel einfach geändert werden können. So können Räume mit flexiblen Möbeln schnell und einfach für unterschiedliche Nutzungen umgebaut werden. Es entstehen Multifunktionsräume, die mal als Seminarraum, mal als Schulungsraum, mal für Workshops oder auch als Rückzugsraum genutzt werden können. Wechselarbeitsplätze tragen zu einer großzügigen und wirtschaftlichen Nutzung der Fläche bei. Damit die Zusammenarbeit in den Teams gut funktioniert und auch die hybriden Arbeiter den passenden Arbeitsplatz finden, sind intelligente Raummanagementsysteme gefragt. Zudem bieten diese Systeme Facility Manager messbare Erkenntnisse zu der Auslastung der Fläche und ermöglichen somit eine ständige Optimierung zwecks einer größeren Nutzerzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit.

Höll: Der Wohlfühlfaktor spielt dabei sicherlich auch eine Rolle. Spiegelt dieser sich auch in den neuen Designs und der Funktionalität des Mobiliars wider?

Sedus: Schon seit längerer Zeit sind wohnliche Büros im Trend. Farben, Formen und ganze Arbeitsumgebungen vereinen die Aspekte, die zum Wohlfühlen beitragen. Das Arbeiten erfolgt nicht mehr nur am klassischen Arbeitsplatz. Ergonomische Sofas, Sitz-Steh-Arbeitsplätze und fast luxuriöse, mit hochwertigen Materialien ausgestattete, temporäre Arbeitsplätze schaffen attraktive und funktionale Arbeitsangebote. Auch werden die Möbel immer intelligenter. Schließfachschränke, die mittels App und Smartphone zu bedienen sind, können bereits auf Distanz gebucht werden oder auch für persönliche Lieferungen von Onlinebestellungen bis ins Büro genutzt werden. Darüber hinaus geht es auch um Sicherheit und Hygiene. Spezielle Oberflächenbeschichtungen, hoch technologische Belüftungssysteme für Raum-in-Raumlösungen und CO2-Sensoren leisten einen Beitrag für mehr Sicherheit im Büro.

Höll: Für viele Unternehmen sind neue Formen der Zusammenarbeit ein großer Kulturwandel. Wie klappt eine Einführung beziehungsweise Umstellung auf neue Arbeitsformen?

Sedus: Im Englischen sprechen wir von drei Hauptfaktoren, die sogenannten drei Ps. People (Menschen), Place (Raum) und Process (Prozess). Das Büro als neue Form der Zusammenarbeit Die Implementierung neuer Formen der Zusammenarbeit erfordern ein Zusammenspiel aus diesen drei Aspekten. Es geht in erster Linie darum, die Menschen in den Wandel zu integrieren. Eine transparente Kommunikation, eine enge Einbindung und die Mitgestaltung bei der Entstehung neuer Formen der Zusammenarbeit sind entscheidend. Räume und agile Einrichtungslösungen, die den neuen Arbeitsformen entsprechen, schaffen auch neue Impulse und Anreize. So lernen Teams beispielsweise während der verschiedenen Workshop-Momente, den Raum auf Basis ihrer Bedürfnisse zu modifizieren. Das Workshop Programm Sedus se:lab wurde extra für das agile Arbeiten konzipiert und ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Einrichtung einfach und schnell angepasst werden kann. Dazu kommen Methoden und Fähigkeiten, die Mitarbeiter erlernen können, um den Prozess optimal zu steuern und zu gestalten. Wir bezeichnen diese letzten zwei Punkte gerne als Hardware und Software. Sie gehen Hand in Hand und müssen aufeinander abgestimmt sein, damit das neue Ökosystem der Zusammenarbeit optimal funktioniert. Das Büro als ´Wir´-Raum. Von fest zugewiesenen zu Wechselarbeitsplätze. Auch hier gelten die drei P-Aspekte. Zusätzlich zu einer transparenten und klaren Kommunikation empfiehlt sich der Aufbau von Musterstellungen. Mitarbeiter können sich so mit neuen Ansätzen und Einrichtungen vertraut machen. Sogenannte Home Bases (Bereiche, die einem Team oder Abteilung zugeordnet sind), helfen, einen Ankerpunkt und Bezug zu schaffen und verleihen den Mitarbeitern Sicherheit. Zudem bieten die vielfältigen weiteren tätigkeitsbezogenen Arbeitsplatzangebote neue Anreize und Inspirationen für das Zusammenarbeiten. Intelligente digitale Instrumente wie Sedus se:connects ermöglichen den Mitarbeitern, Kolleginnen und Kollegen einfach zu lokalisieren und passende Räume für die jeweiligen Arbeitsaktivitäten zu finden und zu buchen.

Höll: Inwiefern profitiert das Unternehmen von New Work? Welche Potentiale bieten die neuen Arbeitswelten?

Sedus: New Work fördert die Zusammenarbeit und schafft Freiraum für viele Mitarbeiter mit mehr Eigenverantwortung und Autonomie, Probleme zu lösen und innovative Ideen im Team zu entwickeln. Wenn Unternehmen in der Lage sind, diesen Kulturwandel herbeizuführen, schaffen Sie ein Arbeitsklima des Vertrauens und der Selbstorganisation. Die Mitarbeiter sind zufrieden, leistungsfähig und identifizieren sich mit ihrer Arbeit. Sie finden eine Balance zwischen Privatund Geschäftsleben. Wenn die Personen im Unternehmen anfangen, den Wandel mitzugestalten, Initiative zu ergreifen und eine positive Gruppendynamik zu erzeugen, entsteht eine motivierende Atmosphäre, die letztendlich dazu beiträgt, die Produktivität und Innovationskraft des Unternehmens zu steigern.

Höll: Sedus bietet auch Digital Services an und hat mit se:connects ein Management-System für Smart Working entwickelt. Was macht dieses System und welche Vorteile bietet es?

Sedus: Se:connects ist eine intelligente Lösung für die Nutzung und das Management von Arbeitsplätzen in Smart-Working-Umgebungen. Per Smartphone oder anderen Endgeräten können Mitarbeitende leicht einen freien Arbeitsplatz finden und buchen oder Besprechungsräume reservieren, die zu den aktuellen Arbeitsaufgaben passen. Das Facility Management kanndann auch die Belegungsdaten nutzen, um die Arbeitsumgebungen zu optimieren. Zum System se:connects gehören der Service, die Soft- und Hardware. Möbel, Stühle und Räume werden mit Sensoren ausgestattet. Die anonym erfassten Daten werden an einem Server übermittelt und erscheinen in verständlicher grafischer und digitaler Form auf der Smartphone App oder dem Laptop. Beratung, kundenspezifische Anpassungen, Instandhaltung und Planung runden das Servicepaket ab.

Höll: Neben der Digitalisierung ist Nachhaltigkeit das Thema der Zukunft. Wie können Büros nachhaltiger werden?

Sedus: Eine nachhaltige Planung und Nutzung der Fläche um für die Zukunft gerüstet zu sein, ist Anpassungsfähigkeit gefragt. Die Einrichtungskonzepte sollen modifizierbar sein und eine Umnutzung oder Umplanung bei sich ändernde Anforderungen ermöglichen. Eine intelligente und modulare Möblierung bietet Gestaltungsfreiraum und lässt sich bei Bedarf umkonfigurieren. Je effektiver die Büroflächen genutzt werden, desto geringer die Instandhaltungs-, Heiz- und Kühlkosten. Investition in nachhaltige Büro- und Sitzmöbel Herkunft und Qualität spielen hierbei eine wichtige Rolle. Umweltzertifikate wie Blauer Engel, Toxproof, Green Guard und der AGR Gütesiegel geben Sicherheit in der Entscheidung. Zudem bieten die EPI (Environmental Product Information) detaillierte Auskunft über die recyclingfähigen Materialien und Recyclinganteile. Entscheidung für Qualität und Ergonomie Wer sich für Qualität entscheidet spart auch Kosten. Gute Produkte haben eine lange Lebenszeit und können entsprechend länger genutzt werden. Auch das AGR Gütesiegel ist ein wichtiger Ergonomie-Garant. Gesundes Sitzen hilft, Gesundheitsschäden zu vermeiden und Ausfallzeiten von Mitarbeitenden zu reduzieren und ist in diesem Sinne als weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit zu betrachten.